AFTER THE SUNSET
AFTER THE SUNSET
AFTER THE SUNSET
VERANSTALTET VON DER ÖSTERREICHISCH-JAPANISCHEN GESELLSCHAFT
MARGARETENSTRASSE 78, 1050 WIEN
OKTOBER
3 – 9, 2024
IN PERSON
GOH HARADA
Freitag, 5. Oktober 2018
im METRO Kinokulturhaus (Pleskow Saal)
Werkschau und Werkstattgespräch
Liste der gezeigten Werke
24.12.1996 SCHWARZFILM
MIT LICHTTON (1997) 9 min.
FRÜHSTÜCK (1996) 1 min.
96/97 (1997) 7 min.
97/98 (1998) 8 min.
SCHWARZFILM (1995) 2 min.
WEISSFILM (1996) 8 min.
NATURFILM (2007) 14 min.
BLAUFILM (2000) 10 min.
LAMPENSCHWARZ (2003) 12 min.
Die Filme des unabhängigen Filmemachers Goh HARADA präsentieren gleichermaßen ein narratives und ein experimentelles Kino, das dem praktisch und theoretisch interessierten Publikum gleichermaßen zugänglich ist. HARADA stellt nicht den Menschen als privilegierten Akteur oder Darsteller in den Fokus seiner Kamera, sondern das emotionale Beziehungsgeflecht zwischen den Elementen „Technik“ und „physische Lebenswelten“. HARADAs formale 16mm-Arbeiten bestechen durch sein handwerkliches Können ohne dabei den lyrischen Aspekt zu vernachlässigen. Wenn er etwa eine Bildoberfläche aus schwarzem Pigment auf eine weiße treffen lässt, die Materialien mit den Fingerspitzen Bild für Bild auf die transparente Folie gebracht, und dieser Film dann 17.000 Schwarzweißbilder durch den Filmprojektor jagt und somit fiebrige Bewegungen erzeugt, bildet dies keinen Widerspruch zu jenen Filmen, in denen HARADA einen Nachmittag in Tokyo in den 2000er Jahren dokumentiert: Suppe kochend, Geschirr spülend, Radio hörend und durch den Park spazierengehend. Seine aktuellen Videoarbeiten kombinieren unterschiedliche Bilder mit nichtdazugehörigen Tönen, welche innerhalb ihrer Montage und ihres Zusammenspiels einen Zeitablauf erneut synchronisieren.
Goh HARADA wurde 1963 in Tokyo geboren und studierte an der renommierten Keiō-Universität Elektrotechnik. 1993-1999 Studium (Meisterklasse) an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste - Städelschule -, Frankfurt/M, Film- und Kochklasse Prof. Peter Kubelka. In Anwesenheit von Goh HARADA zeigen wir hier eine Auswahl seiner Arbeiten (16mm und Video) erstmals in dieser Form, begleitet von einem Werkstattgespräch, geführt von HARADA’s Studienkollegen Georg Wasner.
Kuratiert von Claudia Siefen.
Im Anschluss an die Werkschau findet ein Werkstattgespräch mit dem Künstler statt,
geführt von Georg Wasner.
Dank an Goh Harada und der „Sammlung der Städelschule“ im Österreichischen Filmmuseum.
The films by independent filmmaker Goh HARADA present both, narrative and experimental cinema that are equally accessible to audiences interested in practice and theory alike. HARADA does not focus on people as privileged actors or performers, but he does rather on the emotional network of relationships between the elements "technology" and "physical living worlds". HARADA's 16mm works captivate his craftsmanship without neglecting the lyrical aspects. If, for example, he makes a black pigment image surface meet a white one, he brings the materials onto the transparent film, image by image, with his fingertips. And exactly this film then chases 17,000 black and white images through the projector, generating feverish movements, not contradicting those films in which HARADA documents an afternoon in Tokyo in the 2000s: cooking a favourite soup, washing dishes, listening to the radio and strolling through the park. His current video works combine different images with non-affiliated sounds (at a first glance), but then synchronize a time lapse within their montage and their interplay.
Goh HARADA was born in Tokyo in 1963 and studied electrical engineering at the renowned Keiō University. 1993-1999 Studies (master class) at the State Academy of Fine Arts - Städelschule -, Frankfurt/M, film and cooking/master class Prof. Peter Kubelka. In the presence of Goh HARADA we will screen a selection of his works (16mm and video) for the first time in this form, accompanied by a workshop talk led by HARADA's fellow student Georg Wasner.
Curated by Claudia Siefen.
「1986年に慶応大学理工学部を卒業後、プログラマーを経て1993年からフランクフルトのシュテーデル・シューレの映画科(Prof. Peter Kubelka)に留学しました。今回の上映会では、留学時代の作品と帰国後の作品が1つのプログラムとして紹介されます。映像と音の関連性に観点をおいた具象作品や、フィルムの素材自体に着目した抽象作品などをみることができます。自分の作品がこのようなかたちで一度に紹介されるのは初めてのことです。ウィーンの一夜、それぞれの作品とプログラム全体を楽しんでいただければと思います。」
24.12.1996 SCHWARZFILM MIT LICHTTON (1997), Schwarzfilm/Ton, 9 min.
Aufgenommen während der Tonaufnahme für 96/97 und zunächst unbearbeitet gelassen. Ein Gespräch zwischen dem Filmemacher und seiner Mutter über die Geiselnahme an der Japanischen Botschaft in Peru. Das Geräusch eines Staubsaugers, eine Telefonwählscheibe, eine Autofahrt, Nudeln werden gekocht und es wird über Deutschland gesprochen. Die Geräusche der Kochgeräte, das Klappern und Brutzeln. Die reine Konzentration auf die Gespräche.
Conversation between the filmmaker and his mother; cleaning with a vacuum cleaner, about the japanese embassy hostage crisis in Peru, calling for a delivery of noodles for lunch, but delivery service closed. Starting cooking udon noodles, about my stay in Germany etc. A telephone dial, a car ride, noodles are cooked and people talk about Germany. The sound of the cooking appliances, the rattling and sizzling. The pure focus on the conversations.
FRÜHSTÜCK (1996), Farbe/Stumm, 1 min.
Beide sind noch nicht ganz wach. Sie isst etwas. Er raucht.
They are not quiet awake yet. She eats a little. He smokes.
96/97 (1997), Schwarzweiß/Ton, 7 min.
(K. reibt das Gesicht mit der Hautcreme ein.)
K.: "Ich koche alles für sie, aber sie sagt jedesmal: "Ich kann und will das nicht essen." Und sie ißt gar nicht gern, was ich gekocht habe."
G.: "Also, was sagst du dazu, Schwester?"
„96/97 ist mein erster Tonfilm, in dem ich den Zusammenhang zwischen Ton und Bild und die Möglichkeit des Tonfilms untersucht habe. Die Bilder wurden so aufgenommen, ohne dass ich durch den Sucher der Kamera schaute, damit ich selbst meine (bewusst und unbewusst) aufgezogenen Schablonen im Bild beseitige. Mit dem so entstandenen Material komponierte ich, Szene für Szene. Vor dem eigentlichen Filmen und natürlich vor dem eigentlichen Schnitt lehnte ich mit Absicht einen konkreten Entwurf des Films ab, weil ich beim Arrangieren fühlen wollte, was entsteht. Bilder und Ton im Film sind aus meinem Privatleben: Einkaufen, Kochen, Essen, Abwaschen, Spazieren.“
"96/97 is my first sound film in which I examined the connection between sound and image and the possibility of sound film. The pictures were taken without me looking through the viewfinder of the camera, so that I remove my (consciously and unconsciously) mounted stencils in the picture. With this material then I composed, scene by scene. Before the actual filming and of course before the actual film editing, I deliberately rejected a concrete draft of the film, because I wanted to feel what was created during arranging it. Pictures and sound in the film are from my private life: Shopping, cooking, eating, washing up, walking.“
97/98 (1998), Farbe/Ton, 8 min.
(S. macht einen Witz für die Kamera und K. macht es nach im Wohnzimmer.)
K.: "Heute morgen war deine Schwester vielleicht noch ein bißchen betrunken."
G.: "Ach, so?" K.: "Ja, sie hatte irgendwie keinen klaren Kopf." G.: "Ich habe gestern auch..." (Stadtaussicht: Tokyo. Neonreklamen: Bier, Auto, Reisebüro, usw.)
M.: "...betrunken gelallt?" G.: "Gelallt! Gelallt? Nein, nein,...!")
„97/98 ist eine Fortsetzung meines ersten Tonfilms 96/97, in der ich die Ausdrucksmöglichkeit der Farbe, und die Möglichkeit des Tonfilms untersucht habe. Bei 97/98 handelt es sich nicht nur um mein Privatleben, sondern auch darum, wie ich filmisch denke. Die Arbeitsmethode dieses Films ist mit Absicht gleich wie bei 96/97, damit ich selbst fühle, was in 97/98 entsteht.“
"97/98 is a sequel of my first sound film 96/97, in which I examined the possibility of colour expression and the possibility of sound film. But 97/98 is not only about my private life, it shows also how I think cinematically. The working method of this film is intentionally the same as in 96/97, so that I can feel for myself what exactly is going to happen in 97/98."
SCHWARZFILM (1995), Farbe/Stumm, 2 min.
Hier wurde auf den 16mm-Blankfilm dunkler „Edding“-Stift aufgetragen und mit den Fingern direkt auf den Blankfilm gedrückt und geschmiert. Vereinzelt sind noch Fingerabdrücke zu sehen. Danach wurde ein Internegativ von diesem Blankfilm im Entwicklungslabor hergestellt. Es wurde also keine Kamera benutzt und der Film wurde auch nicht nachbearbeitet.
Dark "Edding" pen was applied to the 16mm blank film and pressed directly onto the blank film and lubricated with the fingers. A few fingerprints can still be seen. Then a dupe-negative of this blank film was produced in the film laboratory. So no camera was used and the film was not reworked.
WEISSFILM (1996), Farbe/Stumm, 8 min.
Hier ging die Herstellungsweise ähnlich vonstatten wie bei SCHWARZFILM, nur wurde auf den 16mm-Blankfilm weißes Silikon („Fugendicht“) mit den Fingern aufgetragen.
Here the production method was similar to SCHWARZFILM, but white silicone (joint sealant) was applied to the 16mm blank film with the fingers instead. Again no camera was used and the film was not reworked.
NATURFILM (2007), Farbe/Ton, 14 min.
In diesem Film ist alles in konstanter Bewegung: Wasser, Licht, Wellen und Wind. Die Elemente kreuzen und konfrontieren sich hier, und indem dies geschieht, werden die Farben und Geräusche erst in Bewegung gesetzt. Dieses Projekt begann als Idee für einen „einfachen“ Film: Rahmen, Material und Klang wurden so einfach wie möglich konzipiert.
In this film everything is in constant motion: the water, the light, waves and wind. The elements cross and confront each other here, and as this happens, the colours and sounds are first set in motion here. This project started as an idea for a „simple“ film: frame, material and sound were designed as simply as possible.
BLAUFILM (2000), Farbe/Stumm, 10 min.
Dieser Film wurde ohne Kamera direkt von Hand mit 16mm-Blankfilm, transparentem Silikon und blauem Pigment (Preußisch-Parisblau) hergestellt. In diesem Film gibt es durchgängig 14.000 blaue Bilder ohne Schnitte. Die Realität dieses Films ist die Kontinuität von Emotion und Gefühl innerhalb der blauen Farbe, welche die vielen möglichen Bilder repräsentiert.
This film was made by hand with materials 16mm blank film (100m), transparent silicon, and blue pigment (prussian-paris blue). But without a camera. There are continuous 14,000 blue pictures in this film without cuts. The reality of this film is the continuity from emotion and feeling in the blue colour, which represents the many images.
LAMPENSCHWARZ (2003), Farbe/Stumm, 12 min.
Hergestellt aus 16mm Blankfilm und schwarzem Pigment, das von Hand in eine Schicht aus transparentem Silikon eingerieben wurde. In der Projektion wird sie zu einer schnellen und unendlich komplexen hypnagogischen Vision. Bild für Bild zeigt dieser Film 17.000 dieser verschiedenen Schwarzweißbilder durch die rasante Geschwindigkeit des Projektors. Schwarze Fläche trifft auf weiße Fläche, erschaffen von der Projektionslampe!
Created by using 16mm blank film and black pigment, which has been manually rubbed into a layer of transparent silicone. In projection, it becomes a rapid and infinitely complex hypnagogic vision. Frame by frame, this film shows 17,000 of these different black and white images through the rapid speed of the projector. Black surface meets white surface, fabricated by the projection lamp!